Ausgrabungen auf dem mittelalterlichen Burgstall von Neudegg, NÖ
Fragestellung
Ziel ist die archäologische Erforschung des Burgstalls von Neudegg, von dem bis jetzt noch keine, durch archäologische Ausgrabungen gewonnenen Objekte zur Datierung vorliegen. Zwar wurde im Laufe der letzten Jahrzehnte immer wieder Keramik gefunden, diese konnten jedoch noch keiner typologischen Analyse unterzogen werden. Weiteres soll ein möglicher Zusammenhang zwischen dem, für die Wagramregion nachgewiesenen Geschlecht der Neudegger überprüft werden. Erste schriftliche Nennungen des Geschlechts der "Neudegger" am Ende des Hochmittelmittelalters lassen es zwar zu, über eine mögliche Entstehung des Burgstalls in diesem Zeitraum nachzudenken, müssen aber zum jetzigen Zeitpunkt der Forschungen Spekulation bleiben. Der Heimatforscher Karl Mehofer versucht, auf dem Burgstall einen "Stammsitz" der Neudegger, deren postulierter Stammvater Otacher durch Forschungen um 1130/40 n. Chr. urk. belegt scheint, zu verorten. Die früheste, von Weigl (HONB) angeführte Nennung, die auf eine hier ansässige Adelsfamilie weist ("de Neidekke"), datiert auf 1296 n. chr. Im Jahr 1323 n. Chr. erscheint "der Neidekker", um 1368 n. Chr. ein Genannter "von Neidegg". Vor 1411 n. Chr. ist eine "feste Neydeck" urkundlich nachweisbar. Eine historisch fundierte Besitzgeschichte bleibt jedoch zukünftigen Forschungen vorbehalten.
Lage
Der Burgstall liegt ca. 250 m nordöstl. der Ortskapelle auf einem schmalen, felsigen Grat, der sich aus dem überhöhenden Wagramplateau löst und zum heutigen Dorf hin verläuft. Der knapp vor der Anlage felsig abtreppende und sich zunehmend verschmälernde Grat endet an einem heute noch 3–4 m tiefen Halsgraben, der die kleine Anlage vom Hinterland trennt. Dem folgt ein etwa rechteckiges Plateau, das an der Zugangsseite einen schmalen, von einem seichten Graben abgetrennten (möglichen) Wall zeigt. Dahinter schließt ein Plateau an, das vermutlich die Kernzone der Burg bildete. Diesem folgt eine breite, grabenartige Eintiefung (4) bei dem es sich möglicherweise um den Standort eines ehem. Gebäudes(?) handelt. Während die südöstlichen und nordwestlichen Flanken der gesamten Anlage z. T. steil und unersteigbar abfallen, treppt das Gelände zum Dorf hin in deutlichen, sich verbreiternden Stufen ab. Einerseits wären hier natürliche Formationen denkbar, andererseits könnte es sich aber auch um künstliche Geländeaufbereitungen - etwa für Siedlungszwecke - handeln.
Erste Ergebnisse
Im Laufe der Ausgrabungen konnten sehr interessante Befunde ausgegraben werden. So stieß man auf einen ca. 2 x 1 m großen steingesetzen Ofen, der zur Burganlage gehörte und darunter, in tieferen Bereichen auf ein ca. 1,5-2 m dickes Steinfundament einer Mauer. Weiters wurden in diesem Grabungsschnitt z. B. die Reste eines Auqamaniles und eines Glasbecher gefunden. Zusätzlich kam ein komplett erhaltenes Öllämpchen ans Licht. Neben zahlreichen Keramikfragmenten aus der 2. Häfte 13. Jht. - Anfang 14. Jahrhundert n. Chr. wurden auch viele Tierknochen vom Schwein, Rind, Huhn und Fisch gefunden. Im zweiten, wenige Meter entfernten, Grabungsschnitt konnte ein ca. 2,5 m tiefer Innengraben freigelegt werden, in dem sich aber nur wenige Keramikreste und Metallobjekte, darunter eine Pfeilspitze, fanden. Diese Funde geben erste Hinweise auf die Lebensweise und Gepflogenheiten der früheren Bewohner, die einer gehobenen sozialen Schicht angehörten. Die Funde werden nun restauriert und dokumentiert und für die Publikation vorbereitet.
Kooperationspartner
- Dr. Martin Krenn, Archäologie NÖ, Bundesdenkmalamt
Ausflugsziele in der Umgebung von Neudegg (Auswahl):
- Heldenberg, Kleinwetzdorf: Kreisgrabenanlage
- Radlbrunn: Brandlhof
- Großriedenthal: Hausberg von Großriedenthal (www.grossriedenthal.at/erkunden/ausflugsziele)
- Neudegg: Mittelalterlicher Burgstall, Ortskapelle, Lößhof-Profil "Neun Mauna" (www.grossriedenthal.at/erkunden/ausflugsziele)
- Elsarn: Freilichtmuseum Elsarn im Straßertal