Geschichte der Methode

Erfunden wurde die Methode vom amerikanischen Astronomen Andrew E. Douglass (1867-1962). Dieser suchte zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Sonnenflecken und Auswirkungen derselben auf die jährlichen Zuwachsbreiten von Baumstammen.

Diese Zyklusforschungen blieben zwar ohne Ergebnisse, doch gleichsam als Nebenprodukt entstand die erste dendrochronologische Standardkurve, mit deren Hilfe ab 1914 die genaue zeitliche Eingliederung bis dahin undatierbaren Indianersiedlungen gelang. 1937 erfolgte die Gründung einer bis heute bedeutsamen dendrochronologischen Forschungsstätte, des Laboratory of Tree Ring Research in Tucson, Arizona.

Andrew E. Douglass (1867-1962), der Erfinder der Dendrochronologie

Sonneneruption

Sonnenfleckenzyklus der letzten 400 Jahre (Quelle: wikipedia.de)

In Europa führte der in München tätige Forstbotaniker Bruno Huber (1899-1969) ab 1937 erste Forschungen auf diesem Gebiet durch und passte die Methode  dem gleichmäßigeren Klima Mitteleuropas an. Viele der seither gegründeten Labors wandten sich speziellen Aspekten des großen Fragekreises zu, so zog B. Becker (Stuttgart-Hohenheim) aus Flussschottern geborgene Hölzer als Ausgangsmaterial seiner Süddeutsche Eichen-Standardkurve heran, wahrend E. Hollstein (Trier) für seine mitteleuropäische Eichenchronologie Hölzer aus archäologischen Ausgrabungen und historischen Bauten verwendete. Der Schweizer Forscher F. Schweingruber wiederum beschäftigte sich besonders mit dendroökologischen und holzanatomischen Fragen.

 

Biologische Grundlagen

In Gebieten mit ausgeprägten Jahreszeiten bilden Holzpflanzen in ihren Ästen, Stämmen und Wurzeln konzentrische Wachstumsmuster aus. Eine solche Wachstumszone wird Jahrring genannt und ist von den benachbarten Zonen meist durch eine scharfe Grenze getrennt, die durch einen völligen Wachstumsstillstand wahrend des Winters zustande kommt. Obwohl zwischen Laub- und Nadelhölzern erhebliche anatomische Unterschiede bestehen, übernimmt bei beiden im allgemeinen die im Frühjahr und Frühsommer gebildete Zone, das sogenannte Frühholz mit dünnwandigen weiten Zellen, die Saftleitung, während die im Spätsommer gebildete Spätholzzone mit dickwandigen engen Zellen vor allem der mechanischen Festigung dient. Die Zuwachsbreiten eines Baumes sind primär von seinem Alter und seinem Standort abhängig; vergleicht man jedoch gleichzeitig gewachsene Hölzer von verschiedenen Standorten, so findet man im Rahmen der biologischen Variationsbreite eine große Ähnlichkeit in der Abfolge von breiten und engeren Jahrringen. Die Ähnlichkeit dieser Muster entsteht in einem klimatologischen Großraum durch das Einwirken gleicher Klimafaktoren auf alle Bäume dieses Gebietes, unabhängig von ihrem Standort. Mit Hilfe von statistischen Methoden ist es nun möglich, die Gleichzeitigkeit des Wachstums zweier Hölzer unabhängig von den absoluten Jahrringbreiten anhand der Gleichläufigkeit ihrer Jahrringkurven (= der Ähnlichkeit ihrer Muster) nachzuweisen .