Bergung eines bronzezeitlichen Einbaums im Längsee/Kärnten

Am 30. Sept. 2011 konnten wir den Überrest eines bronzezeitlichen Einbaumes aus dem Längsee / Kärnten bergen.

Der Einbaum war im Jahr 2007 dem Hobbytaucher Erwin Wohlfahrter im Bereich des Badesteges des Gemeindestrandbades St. Georgen am Längsee aufgefallen. Dieser fotografierte und filmte den Bootsrest und meldete den Fund dem Bademeister, der das darauf Kärntner Landesmuseum verständigte.

Dr. Paul Gleirscher vom Kärntner Landesmuseum, der bereits zwei in den letzten Jahren geborgene Einbäume aus dem Längsee und Klopeinersee in seiner Obhut hat, setzte sich mit uns in Verbindung, da wir ja schon seit Jahren im Keutschacher See den Jungsteinzeitlichen Pfahlbau erforschen.

Nach der Auswertung einer C14-Probe im VERA-Labor der Universität Wien stellte sich für die Erle, aus der das Boot gehackt worden war, ein Fälldatum zwischen 1630 und 1460 vor Christus heraus.

Gebrochene Bordwand in Fundlage

Nach großzügigem Entgegenkommen seitens des Finders und der Österreichischen Bundesforste als Grundeigentümer und Kooperationspartner und der Genehmigung durch das Bundesdenkmalamt konnten wir zur Tat schreiten. Unterstützt wurden wir dabei von Tauchern der Kärntner und speziell der Keutschacher Wasserrettung und der Freiwilligen Feuerwehr Glansdorf und St. Veit.

Zunächst wurden aus verschiednen Perspektiven Fotos der Lage des Bootsrumpfes aufgenommen und die nächste Umgebung auf Spuren menschlicher Tätigkeit abgesucht. Nachdem sich keinerlei Hinweise wie Schichtung des Bodens, Holzkohle oder Keramikbruchstücke fanden, wurden die in der Seekreide steckenden Seitenwände freigelegt, indem die Seekreide zusammen mit kleinen Schneckenschalen vorsichtig mit der bloßen Hand entlang des weichen Holzes abgehoben wurde. Dabei zeigte sich, dass der verkehrt liegende Einbaum mit seinem Gewicht seine Seitenwände verdrückt hatte. Eine Seite war ins Innere des Bootes gebogen, die andere nach außen. Letzter war dabei in mehrere Teile zerbrochen und musste nach der Fotodokumentation stückweise geborgen werden.

Die letzte Fahrt des Einbaums

Im nächsten Schritt wurde der Einbaum von den Tauchern umgedreht und in eine Bergetasche verpackt, um allfällige weitere lose Teile am Wegschwimmen zu hindern. Die Bergetasche wurde, an zwei Bojen hängend, zur benachbarten Sauna ans Ufer bugsiert. Dort hob ein Bergekran der Feuerwehr das fragile Relikt an Land.

Das Heck musste vorher sorgfältig abgestützt werden, um ein Abbrechen zu verhindern. Der Einbaum wurde sofort nach der Entnahme aus dem Wasser mit Kunststoff-Folie umhüllt, um ein Austrocknen zu verhindern.

Bug des geborgenen Einbaums

Nach dem vorsichtigen Transport in unser Labor in Wien muss der Einbaum konserviert werden. Dazu wird er zunächst in einem Becken mit entmineralisiertem Wasser gelagert und entsäuert. Dann müssen die über die Jahrtausende instabil gewordenen Zellwände des Holzes verstärkt werden, da sonst beim Trocknen der Rumpf zerreißen und stark schrumpfen würde. Ist dieser Prozess erfolgreich beendet, kann mit der langsamen Trocknung begonnen werden, nach deren Abschluss das Boot aus den Teilstücken rekonstruiert und museal präsentiert wird.

Nachdem heuer die Pfahlbauten in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurden und als einer der fünf österreichischen beispielhaften Fundstellen der Inselpfahlbau im Keutschacher See ausgewählt worden ist, wäre das schon lange geplante Pfahlbaumuseum in Keutschach ein idealer Präsentationsort, um das Leben am Wasser mit seinen Fahrzeugen, Gebäuden und anderen Zeugnissen des täglichen Lebens vor Tausenden Jahren wieder lebendig werden zu lassen.