Projekt Heldenberg bei Wetzdorf

Die Rekonstruktion eines Kreisgrabens und mehrerer Gebäude aus der mittelneolithischen Lengyelkultur

Ein Hauptthema der niederösterreichischen Landesausstellung 2005 am Heldenberg widmete sich der Kultur der Kreisgräben der Lengyelkultur. Für die Ausstellung haben Mitarbeiter von VIAS einen Kreisgraben in Originalgröße und einen Siedlungsausschnitt mit vier Gebäuden rekonstruiert.

Die Ausstellung wurde zwischen Mai und Oktober von etwa 262.000 Menschen besucht. Das Freilichtgelände wird auch in den nächsten Jahren für Besucher geöffnet sein.

Die verschiedenen Interpretationsansätze der Wissenschaftler für die Verwendung von neolithischen Kreisgrabenanlagen reichen von Viehpferch, Friedhof und Befestigungsanlage bis zu Versammlungsplatz, Gerichtsstätte, Kalender und Observatorium.

Die Errichtung dieser Architekturmodelle im Maßstab 1:1 am Heldenberg erfolgte zu einem Teil mit nachgebauten Werkzeugen aus Stein, Bein und Holz. So bot sich uns die Gelegenheit für wissenschaftliche Versuche zum Problemkreis Holzbearbeitung in der Steinzeit im Sinne der Experimentellen Archäologie.

Die dabei gewonnenen Daten erlauben es, Hochrechnungen zu einem möglichen Originalerrichtungsaufwand im Neolithikum anzustellen, um uns an die Lebenswirklichkeit der Kreisgrabenkulturen anzunähern.

Als Vorlage für unsere Kreigrabenrekonstruktion diente die Kreisgrabenanlage von Schletz mit zwei Palisadenringen und einem Spitzgraben mit zwei Eingängen (Marktgemeinde Asparn a. d. Zaya/Schletz; Datierung 4900/4850-4500 v. Chr.). Der Graben zeigte einen Durchmesser von etwa 49 m, an den Eingängen mehr als 65 m.

Ein auf der Basis unserer praktischen Detailstudien entwickeltes Arbeitsmodell zeigt, dass 30 Arbeiter von einer geschätzten Dorfbevölkerung von etwa 200 Personen den Bau der Kreisgrabenanlage von Schletz neben den landwirtschaftlichen Verpflichtungen in zwei bis drei Jahren bewältigt haben könnten.

Mit großer Wahrscheinlichkeit waren die vierkantigen Pfosten der äußeren Palisade mit eingeschnitzten oder aufgemalten Zeichen bzw. Symbolen versehen oder auch figural ausgeführt. Wir haben versucht, durch Bemalungen von zeitgleichen Symbolen und stilisierten Figuren mit roten und gelben Pigmentfarben eine vergleichbare Wirkung zu erzielen.

Durch die Holzpalisaden hat man im Inneren einen eindeutig klangverstärkenden Effekt, der im absolut blickdichten Mittelbereich am stärksten ist.

Bei der Errichtung der vier Gebäude stellte sich die Frage, ob man ab dem Mittelneolithikum beim Bau von Gebäuden neben der traditionellen Pfostenbauweise auch die Blockbautechnik eingesetzt haben könnte. Haus 1 von Schletz wurde befundgetreu als Blockbau mit einer Mittelpfette auf Pfostenstellungen aufgebaut und hat uns gezeigt, dass Blockbaukonstruktion für die Menschen der Lengyel-Kultur machbar gewesen wären. Im Dachbereich erschien eine Lösungsvariante mit aufgebundenen Rofen und Lattenhölzern argumentierbar.

Die Giebelseiten bestehen aus Flechtwerk mit Lehmbewurf, das Dach ist mit Schilf gedeckt.

Eine Außenwand wurde nach keramischen Vorbildern mit farbigen Ornamenten verziert. Im Inneren wurde nach dem Befund von Schletz eine Großküche mit Kochfeuerstelle, Backofen, Fleischbraterei und verschiedenen Vorratsgruben nachgestellt.

Die anderen drei Gebäude wurden als Pfostenbauten errichtet.

Bei der Bearbeitung von Holz im Neolithikums waren die Menschen durch die physischen Grenzen der zur Verfügung stehenden Werkzeuge aus Holz, Stein und Knochen gezwungen, das Werkmaterial in relativ frischem Zustand "wohl noch im Fälljahr" zu verarbeiten, da andernfalls die Werkzeuge kaputt gegangen wären. Aus diesem Grund kann man im Neolithikum von einer Technologie des grünen Holzes sprechen.


Information und Kontakt:

Gemeinde Heldenberg
Wimpffen-Gasse 5
3704 Kleinwetzdorf
Tel.:+43 (0) 2956/ 2553
Fax:+43 (0) 2956/2553-14
E-Mail: gemeinde@heldenberg.gv.at
Web: http://www.heldenberg.gv.at